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aktualisiert am 10.10.2008 15:23
Mengsberger Geschichten und Sagen aus der Vergangenheit Nachfolgend sind die bekannten und weniger bekannten „Mengsberger Sagen und Geschichten" zusammengestellt, um sie jedermann zugänglich zu machen und um sie vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Einige dieser Sagenschauplätze sind noch heute an den Flurbezeichnungen wie Diebsgraben oder Glockenborn zu erkennen.
Die Husarin Laut Mengsberger Kirchenchronik soll sich eine „Weibsperson" in Husarenuniform gekleidet haben und mit in einen Krieg gezogen sein. Als im Laufe des Krieges die Geschlechtszugehörigkeit entdeckt wurde, soll der damalige Landgraf Wilhelm IX. ihr Haus und Gut zum Teil von Steuern freigegeben haben. Bei dieser „Weibsperson" handelte es sich wohl um Elisabeth Grohs, geb. 3. 2. 1789. Sie stammte aus dem Hof Nr. 22 (heute: In der Hohle 14) und gehörte der vorletzten Generation ihrer Familie auf diesem Hofe an. Sie hatte noch sechs Brüder. Ihr Bruder und Hoferbe, Johann Heinrich Grohs, verkaufte 1833 den Hof an Hartmann Ries und wanderte nach Amerika aus. Elisabeth Grohs heiratete am 25. 12. 1811 den Husaren Johannes Grein aus Mengsberg, geb. 1. 2. 1779. Johannes Grein war Husar im Napoleonischen Krieg und in den Freiheitskriegen. Es ist zu vermuten, daß die Liebe Elisabeth Grohs zu diesem „Husarenstreich" trieb. [10, A 19, mündliche Überlieferung] Die Räuberbande in der Harthmühle Vor langer Zeit, als Momberg noch zu Kurmainz und Wiera und Mengsberg zu Hessen-Kassel gehörten, ereignete sich folgende Geschichte: Zu jener Zeit diente die Harthmühle wegen ihrer versteckten Lage und der Nähe zur damaligen hessisch-mainzerischen Grenze einer Räuberbande als Unterschlupf. Die Räuber nutzten diese Grenze, da sie bei Verfolgung durch Gendarmen in das jeweilig andere Land flüchten konnten. Sie waren somit vor Verfolgungen sicher. Von unseren Vorfahren ist uns folgender Spruch der Räuber überliefert: „Es sind der unser dreißig, des Nacht´s sind wir fleißig, des Tags schaun wir zum Fenster raus und lachen die Herrn Gendarmen aus. "
Bei Nacht gingen die Räuber, zu denen auch mehrere aus Mengsberg gehörten, auf Raubzüge. Die Müllersfrau bewahrte tagsüber die Werkzeuge auf, die für die Einbrüche benötigt wurden. Unweit der Mühle an der Wieraer und Mengsberger Hardtgrenze befindet sich ein langer tiefer Graben, worin die Räuber ihr Diebesgut versteckten. Sogar Pferde sollen in dem Graben gefunden worden sein, mit denen die Räuber des nachts das Diebesgut abholten. Heute noch wird dieser Graben der Diebsgraben genannt. Ein alter Schäfer hütete in der Nähe der Hardtmühle Schafe. Weil er nasse Füße bekommen hatte, ging er in die Mühle, um sich seine Strümpfe zu trocknen. Da nur ein altes Mütterchen in der Stube war und im oberen Stockwerk ein Gepolter und Rumoren zu hören war, wurde ihm unheimlich. Er zog sich schleunigst seine nassen Socken wieder an und verließ auf dem schnellsten Wege die Mühle. Der Schrecken, den die Räuber in der Umgegend verbreiteten, wurde nach und nach fürchterlicher. Eine Frau wollte nachmittags von Neustadt nach Gilserberg. Sie sah einem frohen Ereignis entgegen. Als sie an der Mühle vorbeikam, nötigte sie die Müllersfrau, die Nacht bei ihr zu bleiben. Die Frau ließ sich überreden und ging mit. Sie wurde auch sehr gut bewirtet. Als sie schlief, hat die Müllersfrau ihr einen Tiegel mit heißem Fett in den Mund geschüttet, um sie zu verbrennen und somit ihre Leibesfrucht zu bekommen. Denn die Finger von einem neugeborenen Kind sollen Einbrechern die Gewißheit geben, ob die Leute, die überfallen werden sollen, schlafen oder nicht. Dazu wurden die Finger des Kindes angesteckt. Brannten alle Finger, so schliefen die Leute. Brannten sie nicht alle, so waren die Opfer wach. Dieser Rauch soll die Leute sogar betäubt haben. Ein Räuber hatte sich morgens bei einem Einbruch verspätet und kam durch den Wald von Mengsberg nach Gilserberg. Im Wald begegnete ihm einjunges Mädchen, das mit einem Korb Eier nach Treysa wollte. Der Räuber hielt es an und bedrohte es. Das Mädchen bat, es am Leben zu lassen. Der Räuber gab scheinbar nach, stellte aber die Bedingung, daß es nackt auf einen Baum klettern sollte. In der Todesangst erfüllte das Mädchen die Bedingung. Der Unmensch jedoch nahm die Eier und warf sie an den nackten Körper. Als das Mädchen oben auf dem Baum angekommen war, schoß er es mit seinem Revolver herunter, um die Untat nicht herauskommen zu lassen. Bei seiner späteren Verurteilung in Marburg hat er diese Verbrechen gestanden. Dieses wäre die schönste Tat gewesen, die er je erlebt hätte. Um diesem schrecklichen Treiben ein Ende zu bereiten, griff eine höhere Macht ein. Ende März versuchten die Räuber noch einen Einbruchsdiebstahl in Wehrda, in der dortigen Mühle. Hier erhängten sie die Hunde und brachten sämtliche Bewohner der Mühle um. Sie begaben sich danach frohen Mutes auf den Rückweg. Inzwischen bedeckte eine dünne Schneeschicht die Erde. Dadurch wurde ihre Spur verraten und die Gendarmen konnten nun dem Unwesen ein Ende bereiten. Der damalige Müller der Hardtmühle soll der Räuberhauptmann gewesen sein. Die Müllerfamilie wurde in Marburg hingerichtet. [mündliche Überlieferung] Aus anderer Quelle: DER DIEBSGRABEN VON MENGSBERG Südlich, an der Grenze zwischen Mengsberg und Wiera, unweit der Hardtmühle gelegen, ist der sogenannte Diebsgraben. Der 10 Meter tiefe Graben, jetzt am Waldrand, zur damaligen Zeit jedoch mitten im Wald gelegen, diente mancherlei Banden als Unterschlupf. Hauptsächlich im Dreißigjährigen Krieg und danach. Meist waren es versprengte Soldaten aus aller Herren Länder, die sich hier zusammenfanden, die umliegenden Dörfer unsicher machten und alles stahlen, dessen sie habhaft werden konnte. Sogar beritten sollen sie gewesen sein! Es wird erzählt, daß sie ihren Pferden die Hufeisen verkehrt aufgenagelt hätten, um so ihre Verfolger zu täuschen. Anmerkung: Damit kann die so berüchtigt gewesene Hochlandbande gemeint sein, die in Gilserberg ansässig war und die wahrscheinlich mit denen vom Diebsgraben unter einer Decke steckte. Die Silberglocke von Gerwigshain Nordwestlich von Mengsberg lag einst das Dorf Gerwigshain. Es wurde bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg, wohl in den Fehden zwischen Hessen und Mainz verwüstet. Als das Dorf zerstört wurde, versenkten die Bewohner ihre Kirchenglocke in die Gerwigshainer Quelle, den Glockenborn. Später wurde die „Silberglocke" nach Mengsberg gebracht und soll dort im Glockenstuhl der alten Kirche aufgehängt worden sein. [mündliche Überlieferung]
Ehrlich währt am längsten Ein alter Bauersmann konnte mehr als Brot essen. Das mußten auch zwei auswärtige Fuhrleute erfahren, denen der alte Bauer einen Wagen Holz verkauft hatte. Nachdem die Fuhrleute mit dem Aufladen ihres Holzes fertig waren, packten sie noch schnell 6 Scheite von einem Haufen, den sie nicht gekauft hatten, auf den Wagen. Als dann aber die Pferde auf „Hüh" anzogen, bewegte sich der Wagen auch nicht um einen Zentimeter voran. Der eine hieb auf die Pferde ein und der andere stemmte sich mit der Schulter gegen den Wagen. Nichts zu machen, der Wagen rückte und rührte sich nicht. Nach einer Weile guckte der Bauersmann zum Fenster raus: „Ihr schlechten Kerle wißt genau, warum der Wagen, feststeht!" Mit roten Ohren packten die beiden die gestohlenen Scheite wieder dahin, wo sie hingehörten. Ehe der Kutscher noch die Leine fassen konnte, sausten die Pferde mit dem vollbeladenen Fuhrwerk los. [mündliche Überlieferung]
Der müde Musiker Ein Mengsberger Musiker hatte in Speckswinkel zur Kirmes aufgespielt. Er hatte wohl auch einiges getrunken, konnte sich aber gegen Mitternacht unbeschwert auf den Heimweg machen. Unterwegs überfiel ihn die Müdigkeit. Er legte sich also neben dem Weg im Wald an einen Stein. Da kommen von allen Ecken her bleiche Gestalten in Totenhemden auf ihn zu und fordern ihn auf, Musik zu machen. Sie lassen mit ihren drohenden Gebärden keinen Zweifel daran, daß es ihnen ernst ist mit ihrer Aufforderung. Der arme Musiker fängt also an zu fiedeln, bis ihm der Arm weh tut. Als er seine Geige absetzt, um eine Verschnaufpause einzulegen, kommen auch schon die Totengestalten mit drohenden Mienen auf ihn zu und geben ihm zu verstehen, daß er weiterspielen soll. Das geht so weiter bis der Morgen graut. Da lösen sich die Gestalten langsam auf und sind schließlich ganz verschwunden. Der Musiker ist in Schweiß gebadet. Und als er sich umsieht, entdeckt er, daß er auf dem Friedhof der Wüstung Enzenrode liegt. Bis zu seinem Tode hat er nicht gewußt, ob er in dieser Nacht nur geträumt oder alles wirklich erlebt hatte. [mündliche Überlieferung]
Die Gespenster in der Pfarrscheune Der letzte Pfarrer, der in Mengsberg noch Landwirtschaft betrieb, hieß Georg Ludwig Hartwig. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gab er diese jedoch auf und verpachtete die Pfarrscheune an Leute, die selbst keine Scheune hatten. Diese Leute lagerten fortan ihr Getreide in der Pfarrscheune und haben es auch dort gedroschen. Eines Tages soll sich folgendes zugetragen haben: Ein Maurermeister und sein Geselle haben bis in die späte Nacht gedroschen, als plötzlich zwei weiße Gestalten auf die Drescher zukamen. Sie wehrten sich mit ihren Dreschflegeln und flüchteten vor lauter Angst aus der Scheune. Später stellte sich heraus, daß die weißen Gestalten die beiden ältesten Töchter des Pfarrers waren. Die beiden sollen sehr lebhaft gewesen sein und hätten öfter solche Streiche ausgeheckt. [mündliche Überlieferung] Der schwarze Butzen Ein Bauer aus Mengsberg kam durch den Wald, der sich nicht weit vom Dorf entfernt ausbreitet. Als er so vor sich hinschritt, sah er, daß sich ein schwarzer Butzen, wie eine Kugel, vor ihm über die Straße wälzte und auf der anderen Seite in den Wald rollte. Dieser Wald wird die Zigeunerfichte genannt, weil dort oft Zigeunergesellen lagerten. Die vielen Scherben, die dort liegen, stammen von ihnen her. Der nächtliche Wanderer hörte ganz deutlich das Gerassel, welches von dem Butzen beim Überrollen der Scherben verursacht wurde. Am nächsten Morgen ging der Bauer erneut in den Wald, um nachzusehen, was das für ein Butzen gewesen sein könnte. Er fand aber nichts mehr. [mündliche Überlieferung]
Das schwarze Gespenst Ein alter Mann ging eines Abend der Mühle zu, die etwa 100 Schritte von Mengsberg entfernt liegt. Da sah er ein pechrabenschwarzes Gespenst, das war unmenschlich dick und klein, hatte keinen Kopf und krumme Beine. Der Mann fragte ein paarmal, was es wünschte. Als er dies zum drittenmale tat, antwortete das Gespenst: „Halt's Maul, sonst ergeht dir's schlecht ". Der alte Mann schwieg darauf still. Das Gespenst ging mit ihm bis vor die Mühle, dann war es plötzlich verschwunden. [mündliche Überlieferung] Das Irrlicht bei Mengsberg Eine Mengsberger Familie kam durch den nahegelegenen Wald. Es war stockdunkle Nacht. Da sahen sie ein Irrlicht vor sich herschweben. Das wanderte eine ganze Strecke mit ihnen. Dann blieb es eine Weile stehen und waberte nachher die Straße auf und ab. Dieses Irrlicht soll schon von vielen Leuten gesehen worden sein. [mündliche Überlieferung] Das graue Männchen In der Kirche zu Mengsberg hauste ein Gespenst. Nachts läutet es die Glocken und ließ die Turmuhr zur Unzeit schlagen. Niemand wagte es, nachts die Kirche zu betreten. Eines Tages kam ein Soldat ins Dorf, dem verhießen die Bauern viel Geld, wenn er nachts die Kirchenuhr aufziehe. Der Soldat ging in die Kirche. Unterwegs begegnet ihm ein graues Männchen. Das fragte ihn, ob er tun wolle, was es von ihm begehre. Der Soldat antwortete scharf, dazu habe er jetzt keine Zeit. Daraufhin drehte ihm das Männchen den Hals herum. Einem zweiten Soldaten erging es nicht besser. Als dritter meldet sich ein schlichter armer Bauersmann. Er erbot sich, die Turmuhr nachts aufzuziehen. Auf dem Weg zur Kirche sprach auch ihn das graue Männchen an. Das stellte ihm dieselbe Frage wie den beiden anderen Soldaten. Der Bauersmann antwortete bescheiden. Ja, er wolle gern alles tun, was das graue Männchen von ihm verlangte. Da entgegnete das Männchen: „Zieh einen Kreis und schreib die Zahlen 1 bis 12 hinein. Dann legst du dich in ein frisches Grab und streckst deine rechte Hand heraus. " Der Bauersmann tat dem grauen Männchen den Gefallen. Dies zog ihn alsbald aus dem Grab heraus. Da stand plötzlich eine weiße Jungfrau vor dem höchst verwunderten Bauersmann, die gab ihm viel Geld, und der arme Mann war dadurch aller Not enthoben. [mündliche Überlieferung]
ANEKDOTE Ein Schweinehirt hütete die Herde in der Saudelle und unter den schattigen Bäumen vom Hegeholz. Da kommt der alte Haunerch (Johann Heinrich) vorbei, setzt sich zu ihm und es wird ausgiebig bis zur Vesperzeit geplaudert. Da spricht auf einmal der Hirt: "Merr knurrt awwer de Maaje, ech gloeb ech honn Höenger, host de naut ze esse bei derr?" (Mir knurrt aber der Magen, ich glaube, ich habe Hunger, hast du nichts zu essen bei dir?) Der Haunerch sieht ihn erstaunt an, deutet mit dem Stock auf einen etwas entfernten Baum, an dem der Brotbeutel mit dem Frühstück hängt. Da meint der Hirte: "Och Haunerch, wenn ech merr doos escht lange sall"! (Ach Joh. Heinrich, wenn ich mir das erst holen soll)!
Die weiße Gestalt In einem Haus in Mengsberg schritt jedes Jahr am Abend vor Weihnachten eine schneeweiße Gestalt vom Boden herunter. Sie trug einen Stock, mit dem sie heftig auf jede Treppenstufe stieß. Wenn sie vor der Haustüre angelangt war, pochte sie mehrmals dagegen und verschwand lautlos. Eines Nachts war diese weiße Gestalt in ein anderes Haus eingestiegen und geriet dort in die Kammer, in der ein Dienstknecht schlief. Die Gestalt hatte vor, dem Schläfer die Decke wegzuziehen. Der Knecht hielt sie aber so fest, daß das Gespenst nichts auszurichten vermochte. Alsbald ist es dann für immer verschwunden. [mündliche Überlieferung] _____________________________________________ |
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